Wir gehen in die Stadt


Wir erleben eine Fahrt in die Stadt aus der Perspektive von Frida. Aber halt – heißt das Buch nicht „wir gehen in die Stadt“? Naja, egal. Also Frida’s Papa nimmt sie und ihren kleinen Bruder mit in die Stadt, und sie fahren mit dem Bus dahin.

Der Vater in der Familie

An dieser Stelle denke ich mir: Cool, gute Vaterrolle, er ist mit den Kindern unterwegs. Später und insgesamt wird das übrigens noch bestätigt. Der Vater tut etwas für die Persönlichkeitsentwicklung, insbesondere seiner Tochter, sehr Wichtiges. Er erledigt Standarddinge mit den Kindern: Sie gehen einkaufen, machen Besorgungen, ruhen sich zwischendurch aus, perfekt. In dieser Richtung ist das Buch echt gelungen. Und trotzdem, im Sprung gehemmt, aber dazu gleich. Zuerst noch eine kleine Anekdote zum Vater, der, an der Bushaltestelle angekommen, zuerst auf dem Fahrplan nachsieht, wann der Bus kommt, und sich erst dann eine Fahrkarte am Automaten kauft. Das hätte leicht schiefgehen können, denn

Da kommt der Bus auch schon.

Allerdings ist es in dieser Stadt offenbar gemütlicher als etwa bei uns, denn auf dem Bus steht doch tatsächlich „Alle kommen mit“. Andererseits sieht die auf dem Bild neben dem Bus herlaufende Dame schon recht besorgt aus, was ja durchaus daran liegen könnte, dass sie Sorgen hat, nicht mitgenommen zu werden, wenn sie nicht bereits vor Ankunft des Busses an der Haltestelle stramm steht. Ja, sie sieht wirklich ziemlich besorgt aus, obwohl der Bus noch nicht einmal zum Stillstand gekommen zu sein scheint. Aber wie auch immer. Jetzt (im Bus) wird es interessant, und gleichzeitig ein wenig enttäuschend:

Frida drückt den Halteknopf, damit der Busfahrer weiß, dass sie an der nächsten Haltestelle aussteigen möchten.

Moderne Geschlechterrollen?

Was genau ist daran  enttäuschend? Nun, dass ich mich vorher auch noch darüber gefreut hatte, dass hier eine BusfahrerIN am Steuer sitzt. Ein klassischer Fall von  AuIrnm = Autor(in) und Illustrator(in) reden nicht miteinander. Da ich so etwas schon öfter gesehen habe, frage ich mich, ob meine halb scherzhafte Bezeichnung für diese Nicht-Übereinstimmungen eigentlich den Tatsachen entspricht. Weiß das vielleicht irgendjemand? Ist das ein Verständigungsproblem, eine Unachtsamkeit, oder werden diese Bücher unter so hohem Zeitdruck produziert, dass das nicht einmal dem Lektorat auffällt? Naja, vielleicht übertreibe ich hier auch etwas; es gibt tatsächlich in Büchern wie diesen viele kleine Ungereimtheiten, die mir erst beim dritten oder vierten Durchlesen auffallen. Diese hier allerdings bereits beim ersten Vorlesen. Diese Diskrepanz war allerdings auch eine gute Möglichkeit, mit den Kindern beim Vorlesen über Rollenbilder, unsere moderne Welt und ein bisschen auch über Gerechtigkeit zu sprechen. In diesem Sinne: Seid verantwortungsvoll beim Vorlesen!

Buchinformationen

Titel: Wir gehen in die Stadt

AutorIn(nen): Constanza Droop

IllustratorIn(nen): Marion Kreimeyer-Visse

Geeignet ab: 2 Jahren

Buchreihe: Wieso? Weshalb? Warum? junior

Verlag: Ravensburger

ISBN: 978-3-473-32853-6

Erschienen: 2011 SaveSave SaveSave SaveSave

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Andreas

Vater von zwei Kindern. Liebt Lesen und Vorlesen. Interessiert und neugierig. Schreibt gerne.

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