Die Eisenbahn


Züge haben mich immer schon fasziniert. Als Kind habe ich Zeit beim Eisenbahnspielen verbracht und mir viele Gedanken über optimale Schienenführung und Gleispläne gemacht, einfach toll. Das aber nur als Vorbemerkung. Ich bin nämlich überzeugt, dass es vielen Kindern so geht, weshalb Bücher wie dieses auch so interessant und wichtig sind. Daher habe ich hierzu auch einige Anmerkungen.

Eile mit Weile

Wir wollen wieder nicht so streng sein, aber ein bisschen Nörgeln darf und muss schon sein. Also los: Der Text beginnt ungefähr so:

Schnell, schnell, der Zug fährt gleich los! Reisende mit Koffern, Taschen und Rucksäcken eilen durch den Bahnhof.

Das klingt nach Dramatik, Geschwindigkeit, purer Action, Jason Bourne, nur … dass … auf den Bildern nichts davon zu sehen ist. Im Gegenteil: Die Menschen auf diesem Bild sind offenbar eine Spur besser vorbereitet als der Text suggeriert. Sie sind früh genug dran, haben Zeit und müssen weder eine Verletzung riskieren noch befürchten, ihren Zug zu versäumen. Untergetauchte oder sonstig gestresste Geheimagenten sind auch keine da.

Na gut, denkt man sich, draußen auf dem Vorplatz des Bahnhofsgebäudes vielleicht nicht, aber drinnen in der Bahnhofshalle, da wird es sich abspielen! Nur … dass … das nicht so ist. Auch hier ist alles entspannt und ruhig. Ob alte oder junge Menschen, Gruppen oder einzelne, alle haben alle Zeit, die sie brauchen, sogar Familien mit kleinen Kindern – Respekt! Dahingehend gefallen mir persönlich also die Illustrationen wesentlich besser als der Text. Sie suggerieren, dass man sich auf eine Reise gut vorbereitet, dass man die Zeit einplant, die man voraussichtlich benötigt und sogar noch etwas Reserve hat. Gut so!

Alles in allem ist diese Seite zum Aufklappen trotzdem ein klarer Fall von  AuIrnm = Autor(in) und Illustrator(in) reden nicht miteinander, auch wenn es sein kann, dass die Kommunikation zwar stattgefunden aber schlicht und einfach nicht funktioniert hat. Oder man war sich einig, aber es passt einfach so nicht zusammen. Wie aber auch immer.

Dann informiert und unterhält das Buch, toll!

Von optischen Täuschungen

Bis man zu einer Seite kommt, wo es um Weichen geht. Das Konzept mit Aufklappteilen finde ich echt gelungen, der Zug kommt an eine Weiche (normal) und fährt dann nach links (eine Seite aufgeklappt) oder rechts (andere Seite aufgeklappt). Aber irgendwas hat mich an den Bildern immer schon gestört. Und dann, dann hab ich es erkannt. Seht mal hin. Fällt es Euch auf?

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Ja, tatsächlich, die Waggons und die Lokomotive krümmen sich in der Kurve wie die Schienen 🙂 Jetzt werdet Ihr sagen, aber das ist doch nicht so schlimm …

Naja, das kommt drauf an. Ich würde mich in einem Gummizug nicht wohlfühlen. Abgesehen davon ist das im wahrsten Sinne des Wortes eine Realitätsverzerrung. Ja, die Schienen sind gekrümmt. Nein, die Waggons nicht.

Ich würde es auch gar nicht lustig finden, wenn meine Kinder beim Spielen mit der Märklin-Eisenbahn dahinterkämen, dass der Waggon sich nicht mit der Kurve mitkrümmt und versuchten, das zu ändern. Ja, ich glaube, dieses Beispiel macht das Problem schon recht gut deutlich.

 

In diesem Sinne: Seid verantwortungsvoll beim Vorlesen!

 

Buchinformationen

Titel: Die Eisenbahn
AutorIn(nen): Andrea Erne
IllustratorIn(nen): Marion Kreimeyer-Visse
Geeignet ab: 2 Jahren
Buchreihe: Wieso? Weshalb? Warum? junior
Verlag: Ravensburger
ISBN: 978-3-473-33300-4
Erschienen: 2005

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Andreas

Vater von zwei Kindern. Liebt Lesen und Vorlesen. Interessiert und neugierig. Schreibt gerne.

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